Wie Green Finance die Finanzwelt auf den Kopf stellt

Ein Sportstar läuft durch einen Wald, untermalt mit anschwellender Musik. Abwechselnd wird ein Fluss oder ein Berggipfel in den Fokus gerückt. Und dann das Versprechen: Mit unserer Geldanlage, mit unserem Bankkonto wird der Umwelt jetzt etwas Gutes getan. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Green Finance hat nun auch in der Werbung Einzug genommen und ist damit endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In den letzten Jahren wandelte sich das Thema von der Nische zum Mainstream. Doch was dieser neue Begriff bedeutet und was tatsächlich dahintersteckt, ist vielen noch unklar.

 

Versuch einer Definition

Green Finance steht für die Finanzierung von umweltfreundlichen öffentlichen und privaten Investitionen, vorangetrieben durch staatliche Politik. In der Europäischen Union geschieht das etwa durch den Green Deal und andere Maßnahmen, die sich derzeit in der Erarbeitung befinden. Der Finanzwelt soll mit Green Finance nicht nur die alte Leier der Unprofitabilität von nachhaltigen Innovationen abgesprochen werden. Es geht um viel mehr als bloß inkrementellen Wandel, es geht um einen Systemwechsel.

Dieser Systemwechsel geht aber weit über das Sportstar-beworbene eigene Konto hinaus. Es geht um Kredite, die an Unternehmen vergeben werden und es geht um Fonds, die große Summen an Geld anlegen. Und während dieser Wandel jahrelang staatliche Incentivierung brauchte, hat Green Finance endlich Wurzeln gefasst und zu fruchten begonnen. Erst vor kurzem veröffentlichte der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock, dass Portfolios, die Kohle- und Ölunternehmen gegen nachhaltige Innovationen eintauschen – auch Divestment genannt – ihr Vermögen vermehren. 2020 wurden in Westeuropa Sustainability Bonds mit einem Gesamtvolumen von EUR 166 Mrd. emittiert, ein Wachstum von 152% im Vergleich zu 2016.

 

Was bedeutet das jetzt für Unternehmen?

Auch Unternehmenskredite werden immer grüner. Dabei kann es für Unternehmen erhebliche Vorteile haben auf die eigene Umweltverträglichkeit zu achten: Margenherabstufungen können etwa an Indikatoren gekoppelt sein, die Nachhaltigkeitsleistungen widerspiegeln. Und wer Geld auf EU-Ebene für sich gewinnen möchte, der hat in Zukunft ohne grüne Innovationen ohnehin keine Chance mehr.

Die Begriffe Klima, Innovation und Entwicklung sind spätestens ab jetzt untrennbar miteinander verbunden. Eine Innovation, die nichts für unsere Umwelt tut, wird nie das Tageslicht sehen, weil sie schlicht und einfach kein Geld bekommt. Die European Investment Bank, gemeinsam mit vielen anderen, wird künftig keine fossilen Brennstoffe mehr finanzieren. Stattdessen versteht sie sich fortan als europäische Klimabank. Immerhin hat sie schon im Jahr 2007 die weltweit erste grüne Anleihe emittiert.

Die EU sieht das angebrochene Jahrzehnt als „Make Or Break Decade“. Und sie nimmt die Sache ernst. Im Juli 2020 trat eine neue Taxonomie-Verordnung in Kraft, nach der Finanzinstitute und gewisse Unternehmen ihren Beitrag zum Klimawandel – oder aber ihre Ignoranz demgegenüber – öffentlich deklarieren müssen. Ab den Jahren 2022/2023 ist sie von den entsprechenden Marktteilnehmerinnen und Markteilnehmern anzuwenden. Und wer meint sich mit Greenwashing drücken zu können, wird spätestens ab diesem Zeitpunkt zu den Verliererinnen und Verlierern gehören.

 

Das ist keine Drohung, das ist eine Chance

Green Finance ist gekommen, um zu bleiben. Es ändert die Art wie wir an Kredite kommen, wie Investments vergeben werden und wie Geld veranlagt wird. Es geht nicht länger den Klimawandel zu ignorieren. Es geht nicht einmal mehr mit seinen Innovationen bloß klimaneutral zu sein. Es geht darum, aktiv an einer besseren Welt zu arbeiten.

 


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