Unser Thema am People Thursday, dem 15. Dezember 2022:
Arbeitskräftemangel wurde vom österreichischen Institut für Revisionen als Toprisiko 2022 für Unternehmen eingestuft. Durch den demographischen Wandel, die coronabedingte Verschärfung des Arbeitsmarkts sowie die veränderten Bedürfnisse der Generation Z stehen Unternehmen vor der großen Herausforderung, qualifiziertes Personal zu finden. Die Entwicklung vom Arbeitgeber:innenmarkt hin zu einem Arbeitnehmer:innenmarkt erschwert es den Betrieben zusätzlich, mit den stetig wachsenden Ansprüchen zurechtzukommen. Um sich im War for Talents gelungen zu positionieren, braucht es eine erlebbare Unternehmenskultur, eine unterstützende Führungskultur und eine authentische Arbeitgeber:innenmarke.
Employer Branding als Schlüsselfaktor für Ihren Erfolg
Nicht ohne Grund erkennen immer mehr Unternehmen die Wichtigkeit darin, in Ihre Arbeitgeber:innen-marke zu investieren. Dabei ist es zunächst unerlässlich, den Kern der eigentlichen Marke zu identifizieren: „Wofür stehe ich als Arbeitgeber:in? Was macht mich einzigartig? Wie hebe ich mich vom Mitbewerb ab? Was schätzen meine Mitarbeiter:innen?“ Erst mit dem Wissen über die eigene Markenessenz gelingt es, Werte für das Unternehmen und die Marke abzuleiten. Diese müssen zuerst nach innen getragen und gelebt werden, bevor die Marke auch nach außen authentisch wirken kann. Viele Unternehmen vergessen, dass der Erfolg der Employer Brand durch die gesamtheitliche Betrachtung von HR-Sicht und Markensicht bestimmt wird. Letztendlich hilft die Employer Brand nicht nur beim Suchen neuer Bewerber:innen, indem Sie sich am Arbeitsmarkt abheben, sondern sie spielt darüber hinaus bei der Mitarbeiter:innenbindung eine wesentliche Rolle. Mit einer stimmig umgesetzten Employer Branding Strategie tragen Sie nachhaltig zur Identifikation Ihrer Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmen bei und steigern dadurch positiv und nachhaltig Ihr Unternehmensimage.
Die Arbeitgeber:innenmarke über den gesamten Employee Life Cycle stärken
Um erfolgreiches Employer Branding zu betreiben, lohnt es sich den gesamten Employee Life Cycle aktiv und kritisch zu durchleuchten und neu zu gestalten. Setzt man gezielte Maßnahmen entlang des Employee Life Cycles, festigt sich eine wirksame Unternehmenskultur (Schulz, 2022), die die Basis für eine wirkungsvolle Arbeitgeber:innenmarke liefert:
- Akquirieren und inspirieren:
Stellen Sie sicher, dass sich Bewerber:innen vom ersten Kontakt an willkommen fühlen und integrieren Sie Ihre Neuzugänge durch einen gut durchdachten, passgenauen Pre- und Onboarding-Prozess. - Entwickeln und binden:
Geben Sie Ihren Mitarbeiter:innen, Teams und Führungskräften die Möglichkeit sich zu entwickeln und zu entfalten, um die Identifikation mit dem Unternehmen bewusst zu stärken. - Beenden und verabschieden:
Erkennen Sie die Wichtigkeit des Offboardings und garantieren Sie damit, dass Ihre ehemaligen Mitarbeiter:innen auch nach dem Austritt gut über Ihr Unternehmen sprechen.
Mitarbeiter:innen von Anfang an emotional für den:die Arbeitgeber:in zu begeistern und an das Unternehmen zu binden, ist wichtiger denn je. Ein strukturiertes und ganzheitliches Onboarding muss daher fest im Unternehmen verankert sein, denn weder fachliche noch soziale Integration passieren von allein und auch nicht nebenbei. Gerade in der Einarbeitungsphase sind eine wertschätzende Kommunikationskultur, eine unterstützende Führungskultur und eine offene Feedbackkultur von essenzieller Bedeutung, denn sie liefern die Basis der Mitarbeiter:innenbindung. Gelingt diese, sind Ihre Neuzugänge engagiert und produktiv, tragen frühzeitig zum Unternehmenserfolg bei und werden zum unverzichtbaren Teil Ihres Teams.
In den vergangenen Jahren haben teambasierte Strukturen traditionelle hierarchische Systeme ersetzt und fordern aktuell neue Denk- und Verhaltensweisen, nicht nur von den Führungskräften, sondern vom gesamten Team. Gerade im Hinblick auf die Zusammenarbeit verschiedener Generationen wird ein authentischer Führungsstil gefordert, der auf die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen der Mitarbeiter:innen eingeht (Schulz, 2022). Im Zuge der Maßnahmenplanung entlang des Employee Life Cycles sind die Team- und Führungskräfteentwicklung sowie die Etablierung einer unterstützenden Führungskultur essenzielle Bestandteile des Employer Brandings. Es ist daher wichtig, gezielt eine Kultur zu fördern, in der Offenheit für Neues gelebt wird und psychologische Sicherheit spürbar ist. Durch die Schaffung von Rahmenbedingungen, die die Zufriedenheit am Arbeitsplatz generieren und den Grundstein für die Entstehung von High Performing Teams legen, verschaffen Sie sich am Arbeitsmarkt einen Wettbewerbsvorteil.
Ein oft vernachlässigter, aber bedeutender Bestandteil des Employee Life Cycles ist das Offboarding. Unter den potenziellen Talenten befinden sich nicht nur künftige, sondern auch ehemalige Mitarbeiter:innen. Diese könnten zu einem anderen Zeitpunkt wieder vielversprechende Neubewerber:innen sein. Die Art und Weise wie die Trennung von Ihren ehemaligen Mitarbeiter:innen empfunden wird, sagt viel über Ihre Unternehmenskultur aus und wirkt durch positive oder negative Mundpropaganda nach außen. Es ist daher von großer Bedeutung, ob und in welcher Form ein nachhaltiges Trennungsmanagement im Unternehmen etabliert ist und ob eine wertschätzende Trennungskultur bewusst gepflegt wird (Crail & Watts, 2022). Ein ganzheitlicher Offboarding-Prozess, bei dem Betroffene durch New Placement und Verbleibende durch aktive Dialogformate unterstützt werden, wirkt sich positiv auf alle Beteiligten aus. Behalten Sie im Hinterkopf: Trennungskultur ist Bestandteil der Unternehmenskultur und trägt massiv zur Stärkung Ihrer Arbeitgeber:innenmarke bei (Breuer, 2014).
Obwohl in vielen Unternehmen die unterschiedlichsten Employer Branding Maßnahmen gesetzt werden, fehlt es oft an einer konkreten Strategie, mit der sich die eigene Unternehmenskultur bewusst und mithilfe einer authentischen Arbeitgeber:innenmarke sichtbar gemacht wird. Besteht zwischen Innen und Außen eine Lücke, ist es als (künftige:r) Arbeitnehmer:in schwierig, sich mit der Arbeitgeber:innenmarke zu identifizieren und diese als attraktiv einzustufen. Die vergangenen Ereignisse haben dazu beigetragen, dass die Nachfrage und Bedeutung von Employer Branding stark angestiegen sind. Zu Recht, denn der Arbeitskräftemangel ist offenbar gekommen, um zu bleiben. Setzen Sie dieser Entwicklung durch die Stärkung Ihrer Arbeitgeber:innenmarke ein bewusstes Zeichen entgegen und überlassen Sie Ihren Erfolg nicht dem Zufall!
Quellen:
Personalmangel als Top-Risiko 2022 für Unternehmen. (30. März, 2022). Institut für interne Revisionen Österreich. https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220330_OTS0019/personalmangel-als-top-risiko-2022-fuer-unternehmen-bild
Schulz, C. (2022). Employer Branding als Faktor für den Unternehmenserfolg. Journal für korporative Kommunikation, 42.
Crail C. & Watts R. (2022). Offboarding: Definition & Best Practices (2022 Guide). Forbes Advisor. https://www.forbes.com/advisor/business/offboarding/
Breuer, P. (2014). Vorausschauendes Trennungsmanagement–Faktor der Arbeitgeberattraktivität in flexiblen Arbeitswelten. In Generationen-Management (pp. 245-260). Springer Gabler, Wiesbaden.
Autorinnen:
Kerstin Tomancok
kerstin.tomancok@bdo.at
+43 5 70 375 - 1384
Ansprechpartnerin Trennungsmanagement/Offboarding/New Placement
Michaela Buttazzoni
michaela.buttazzoni@bdo.at
+43 5 70 375 - 1442
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