Unser Thema am People Thursday, dem 24. November 2022:
Demografiebedingt steht gerade ein großer Wandel bevor, denn weit weniger Zoomers (geboren 1995-2009) folgen auf den Arbeitsmarkt, den die Boomers (geboren 1946-1964) bald verlassen werden. Aus diesem Grund wird sich die Nachfrage nach Arbeitskräften in den kommenden Jahren verstärken, was wiederum blumige Karriereaussichten für die junge Generation im Sinne eines Arbeitnehmer:innenmarkts bietet. 1)
Die zunehmende Digitalisierung sowie die Corona-Pandemie wirken sich auch auf unsere Arbeitswelt aus und setzen einen Wandel in Gang. Die Generation der Zoomers mag bestens auf die digitalen Veränderungen vorbereitet sein. Mit den zukünftigen Neueintritten soll der erworbene Wissensschatz von den angehenden Pensionist:innen auf keinen Fall verloren gehen. Vielmehr ist die Weitergabe des bestehenden Know-hows an die junge Generation Z sicherzustellen. An dieser Stelle können Unternehmen viel bewirken, indem sie ein neues Mindset etablieren, um beide Generationen bewusst in einen proaktiven Austausch zu bringen.
Aus den genannten Herausforderungen ergeben sich für HR folgende Zukunftsthemen: Neugestaltung von Recruiting (67%), Begleitung des Personals im Veränderungsprozess (43%) und Etablieren eines neuen Mindsets im Unternehmen (42%). 2)
Die junge faule Generation Z?
Was motiviert die Zoomers, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind, und welche Komponenten erleichtern ihnen die Entscheidung für ein Unternehmen?
Während der Corona-Zeit hat die Bindung zwischen Arbeitnehmenden und Unternehmen abgenommen, und dennoch besteht kein Grund zur Panik, denn es bahnt sich keine Kündigungswelle an.
38% der Zoomers blicken zuversichtlich in ihre Zukunft in der Arbeitswelt: Eine Hälfte ist interessiert an einem Jobwechsel, während die anderen 50% im Unternehmen bleiben möchten. Unter den Boomers ist es etwas eindeutiger, denn 62% wollen in ihrer Position bleiben und für einen guten Übergang in die Pension sorgen. 1)
Die Arbeitsgewohnheiten, klassische Kernarbeitszeiten und -orte befinden sich nach der Corona-Zeit im Wandel. Generationenübergreifend besteht der Wunsch, an mindestens zwei Tagen remote arbeiten zu können. Zoomers erwarten sich speziell im Punkt Flexibilisierung klare Regeln über Arbeitszeiten. Hier entsteht kein Widerspruch, denn das Schlüsselwort heißt hier „Individualisierung“. Sie erwarten vom Arbeitgeber die Bereitschaft, ihren Arbeitsrhythmus individuell gestalten zu können. Der jungen Generation ist es besonders wichtig, die Arbeitszeit von der Freizeit, auch im Home Office, zu trennen. Früher war die Rede von der richtigen Balance von Work-Life für Arbeitnehmer:innen, jetzt leben Zoomers eine Work-Life-Separation. Daraus ergibt sich, dass unter den Jungen Arbeitsplatzsicherheit, Wohlbefinden und Gesundheit hohe Priorität haben. Sie wollen in ihrer Arbeit nicht untergehen, sondern aufgehen.
Für 79% der Generation Z sind ein gutes Gehalt sowie gute Karrieremöglichkeiten attraktive Punkte, um sich für eine angebotene Stelle zu entscheiden. Für Arbeitgebende zeigt sich, dass Zoomers motiviert sind, ins Unternehmen einzusteigen und eine langfristige Karriere aufzubauen. Um sie zu werben, kann HR die Anreize schärfen, indem sie ihr Vergütungsangebot weiterentwickeln. Die Komponenten Gehalt, Well-being, Flexibilität und Abwesenheiten (Time off) sind wesentliche Faktoren, um Attraktivitätswerte bei jungen Personen zu steigern.
Arbeitskräftemangel und Pensionskrise durch Kooperation der Zoomers und Boomers lösen
Der derzeit und nach allen Prognosen auch in den nächsten Jahren bestehende Arbeitskräftemangel könnte durch die längere Erwerbstätigkeit der Boomers zumindest zum Teil gelöst werden. Dies betrifft insbesondere Branchen, in denen keine schwere körperliche Arbeit erforderlich ist und daher die Möglichkeit besteht, dass ältere Beschäftigte bei guter Gesundheit länger im Beruf arbeiten können. Voraussetzung dafür ist, dass sich der Trend der letzten Jahre bei der Steigerung der Erwerbsfähigkeit im Alter fortsetzt. Damit würden gleichzeitig die Finanzierung unserer Altersvorsorge nachhaltig verbessert und der sog. Generationenvertrag abgesichert werden. Das funktioniert aber nicht von selbst, sondern bedarf entsprechender Anreize für Boomers und Zoomers. Attraktive gesetzliche Rahmenbedingungen müssen auf politischer Ebene diskutiert werden, sind aber naturgemäß von mitentscheidender Bedeutung. Gleichzeitig ist es auch notwendig, dass auf betrieblicher Ebene die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen berücksichtigt werden. Arbeitszeit, Home Office, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Kommunikation oder Unternehmenskultur sind Themen, die auf betrieblicher Ebene schon jetzt gestaltet werden können. Generationenverbindende kooperative Ansätze sind dabei bislang nicht im Vordergrund gestanden.
Fazit
Arbeiten Personen mit jahrzehntelanger Erfahrung mit jungen Menschen und demnach mit einem unterschiedlich gelagerten Know-how zusammen, kann ein nachhaltiger, produktiver Mehrwert entstehen. Dabei ist ein Umdenken im eigenen Unternehmen notwendig: Mit Blick auf die Zukunft braucht es einerseits eine Optimierung der bestehenden Vergütungsangebote, um qualifizierte Zoomers für sich zu begeistern. Anderseits helfen entsprechende Anreize für Boomers einer verlängerten Erwerbstätigkeit.
Sprechen Sie mit unseren BDO Experten:innen für People in Change, Wanda Traeger und Kerstin Tomancok, sowie für HR Tax Consulting Thomas Neumann.
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1) vgl. Zenjob & Kantar, Whitepaper: Gen Z oder Generation All-in, 2021, S. 4-10;
2) vgl. F.A.Z. BUSINESS MEDIA GmbH, Cornerstone OnDemand Global Operations Inc., Mitarbeiterbindung 2030, 2022)